Lockdown führt zu verminderter Lebensqualität und psychischer Belastung
von Karsten Strien, Vorsitzender der SPD Fennpfuhl
Die massiven gesellschaftlichen Einschnitte, die wir dulden und mittragen, um die Ausbreitung des Corona-Virus zu unterbinden, bedeuten für viele durch den Wegfall der Existenzgrundlage, durch Arbeitslosigkeit oder durch Kurzarbeit, eine hohe Belastung. Sowohl Sport- und Freizeiteinrichtungen als auch kulturelle Angebote sind geschlossen. Unterstützungsleistungen von sozialen Diensten stehen nur eingeschränkt oder gar nicht zur Verfügung. Da der Zugang zu Kitas, Hort und Schulen nur für anspruchsberechtigte Familien besteht, müssen Eltern die Kinderbetreuung neu organisieren. Zu den finanziellen Unsicherheiten und Zukunftsängsten wirken Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen für Erwachsene, Kinder und Jugendliche zunehmend psychisch belastend. Familien, insbesondere Alleinerziehende, haben diese Mehrfachbelastung zu bewältigen.
Depressive Symptome nehmen zu
Durch Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen ist das soziale Leben auf ein Minimum geschrumpft. Kinder und Jugendliche sitzen seit Monaten zuhause. Freundschaften leiden zusehends. Schule findet praktisch seit einem Jahr nicht mehr wie gewohnt statt. Das gesamte soziale Leben beschränkt sich meist auf die Familie. Eltern stoßen dabei zunehmend an ihre Grenzen. Vor allem Familien in prekären Verhältnissen sind belastet. Dafür steigen die Stunden, die Kinder und Jugendliche vor dem Fernseher und mit Computerspielen verbringen. Das psychische Wohlbefinden nimmt ab, Resignation und das Gefühl von Perspektivlosigkeit nehmen zu. Wie die Ergebnisse der zweiten Befragung der COPSY-Studie (Corona und Psyche) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) zeigen, wirken sich diese Rahmenbedingungen auf die Lebensqualität und die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zunehmend negativ aus. Wie in der Grafik zu sehen ist, führen die anhaltenden Beschränkungen dazu, dass nach knapp einem Jahr Pandemie jedes dritte Kind unter psychischen Auffälligkeiten leidet. Sieben von zehn Kindern berichten von einer verminderten Lebensqualität; vor der Pandemie nahmen diese Bewertung drei von zehn Kindern vor. Vermehrt zu beobachten sind depressive Symptome und psychosomatische Beschwerden. Die Auswirkungen von Maßnahmen zur Eindämmung des Virus auf die Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen müssen zwingend mehr beachtet werden. Der Zugang zu angemessenen Bildungs-, Sport- und Freizeitangeboten sowie kulturellen Einrichtungen nimmt dabei eine wesentliche Rolle ein.
Artikel aus dem Stadtblatt vom März 2021