13. März 2021
Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregims – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Lichtenberg e.V. (VVN – BdA) hatte für den 13. März 20221 zu dem diesjährigen Gedenken an der „Blutmauer“ (Rathauspark, zum Ausgang Möllendorffstr./Rincenter) aufgerufen.
Mitglieder unserer Abteilung nahmen gemeinsam mit Stadtrat Kevin Hönicke sowie weiteren Vertreter*innen anderer demokratischer Parteien aus Lichtenberg an diese Gedenkveranstaltung teil. Denn wir Sozialdemokraten*innen sind auch Antifaschisten*innen und wollen mit aller Kraft Tendenzen rechter Politik und nationalsozialistisches Gedankengut gegenübertreten.
Nach Ende des ersten Weltkrieges, der Abdankung des Kaisers, stellten sich die Weichen für Deutschland neu. Die fast zeitgleiche Ausrufung von Philipp Scheidemann von der Mehrheitssozialdemokratischen Partei Deutschlands (MSPD) zur „Republik in Deutschland“ sowie die Ausrufung von Karl Liebknecht von der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) zur „freie sozialistische Republik Deutschland“, auch als „Räterepublik“ bekannt, und die weiteren Entwicklungen der deutschen Geschichte sind bekannt.
Es ist für im HEUTE lebenden Menschen schwer nachvollziehbar, dass der private Besitz von Waffen nichts Außergewöhnliches darstellte. Damals galt, wenn jemand nach 19 Uhr mit Waffen auf der Straße angetroffen worden ist, dann erfolgte eine standrechtliche Erschießung. Der Machtkampf zwischen den verschiedenen politischen Kräften war brutal, Morde wurden begangen und politisch legitimiert. Ein Menschenleben zählte damals wenig, dieses eines politischen Gegners gleich gar nichts.
Anfang 1919, nach der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, spitzte sich die Situation zu. Ein Generalstreik entwickelte sich zu einem Aufstand zwischen aufständischen Arbeiter*innen und revanchistischen Freikorps, der in Lichtenberg blutig sein vorläufiges Ende fand. In den Abendstunden vom 12. auf den 13. März 1919 wurden elf als „Aufständische“ bezeichnete Frauen und Männer durch ein Freikorps hier an der „Blutmauer“ erschossen.
Die Gedenkkundgebung am 14. März 2021 diente dazu, an die nur zum Teil namentlich bekannten Opfer zu erinnern. Niemals dürfen wir zulassen, dass es faschistische oder nationale Strömungen schaffen, in Lichtenberg, in ganz Deutschland, wieder Fuß zu fassen. Wehret den Anfängen! Wir Sozialdemokraten*innen, Mitglieder der Abteilung Alt-Lichtenberg, stehen für ein tolerantes, buntes, im Dialog stehendes Lichtenberg ein. Die Geschichte kann nicht rückgängig gemacht werden, aber sie darf nicht vergessen werden. Gedenkveranstaltungen sind eine Art des Nicht- Vergessens und dienen der Mahnung, dass sich schreckliche Zeiten der Geschichte nie wiederholen dürfen.
Lutz Amthor, Vorsitzender der Abteilung Alt-Lichtenberg